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Nachhaltigkeit in der Lebensmittel­industrie: warum Ungeduld der Schlüssel sein kann

Unser defektes Lebensmittelsystem benötigt dringend eine Reform. Erfahre hier, warum Lebensmittelhersteller eine Nachhaltigkeitsstrategie implementieren sollten und wie Green Food Planet dabei unterstützen kann, den Wandel voranzutreiben.

In einer Welt, in der die Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, spielt die Lebensmittelindustrie eine entscheidende Rolle. Ich will in diesem Beitrag erklären, warum meine Ungeduld ein Grund ist, dass ich mich für mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie einsetze. 

 

Meine Kindheitserinnerungen: Der Beginn meiner Leidenschaft für Lebensmittel

Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und gutes Essen war schon immer meine Leidenschaft. An der Ungeduld versuche ich noch zu arbeiten, und über meine Leidenschaft für Essen bin ich sehr froh und zu meinem großen Glück habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht!

In meiner Kindheit habe ich es geliebt im Sommer meine Verwandtschaft auf dem Bauernhof zu besuchen. Als Kind, das in einer kleinen Wohnung in einer Stadt in Polen aufwuchs, war es für mich das Größte, Zeit auf einem echten Bauernhof auf dem Land zu verbringen. Ich spreche nicht von einem Bauernhof, auf dem Familien aus der Stadt mit ihren Kindern die Ferien verbringen, damit die Kleinen mal ein Huhn oder ein Kälbchen sehen. Nein, meine Verwandtschaft in Polen hat von der Landwirtschaft gelebt, auf einem Hof, auf dem drei Generationen unter einem Dach gewohnt und gearbeitet haben. 

Ich bin jedes Mal vor Aufregung fast geplatzt, wenn wir uns auf den etwa 300 km langen Weg gemacht haben, um (gefühlt) den ganzen Sommer bei unseren Verwandten zu verbringen. In den 80er Jahren in Polen, mit der ganzen Familie in einem kleinen Auto, das 27PS hatte, war das eine Reise, die den ganzen Tag dauerte. Für ein ungeduldiges Kind wie mich, eine große Herausforderung, aber die Vorfreude war so unendlich groß, dass ich es nie abwarten konnte, endlich im Auto zu sitzen.

Kaum waren wir angekommen, wollte ich alle Tiere sehen. Die Hühner, die Kühe, die Schweine, es war so unglaublich aufregend, von Stall zu Stall zu rennen und alle Tiere zu begrüßen. Ich war fasziniert davon, dass es auf dem Bauernhof Trecker gab – große und kleine, und ich habe es geliebt, wenn ich mit meinem Onkel mitfahren durfte. Es war so unglaublich schön, diese gigantischen Felder zu sehen, meistens im Hochsommer kurz vor der Ernte, auf denen unser Essen wuchs. Ich bin mir sicher, da hat meine Leidenschaft für Essen angefangen. Für ein Mädchen, dass Lebensmittel nur aus dem Supermarkt kannte, war es die pure Faszination, dass meine Verwandten, ihr eigenes Essen angebaut haben und dieses Essen sogar an andere Menschen verkauften, und diese Faszination hat mich nie wieder verlassen. 

Das alles liegt fast 40 Jahre zurück und natürlich habe ich einen Beruf gewählt, der es mir ermöglicht hat, mit Lebensmitteln zu arbeiten. Ich habe durch meinen Beruf sehr tiefe Einblicke in unser Lebensmittelsystem bekommen und ich weiß, dass das Lebensmittelsystem, wie es heute existiert, nicht ganz so romantisch ist, wie die Erinnerung an meine Kindheit. Auf der einen Seite sind viele Abläufe automatisiert, was den Vorteil hat, dass wir heute viel mehr Menschen mit Essen versorgen können, bei deutlich geringerem Aufwand. Das Leben als Landwirt war ein echter Knochenjob! Auf der anderen Seite haben wir uns von einer Kreislaufwirtschaft, wie ich sie damals auf dem Bauernhof meiner Verwandten kennengelernt habe, sehr weit entfernt – mit dramatischen Folgen für unser Klima.

 

Die Herausforderungen unseres aktuellen Lebensmittelsystems

Unser Lebensmittelsystem, wie wir es heute kennen ist defekt. Um die Weltbevölkerung von knapp 10 Milliarden Menschen bis 2050 zu ernähren, wird eine enorme Menge an Nahrung benötigt und Studien zeigen, dass wir unsere Ernährung deutlich verändern müssen, um alle Menschen auf der Welt mit ausreichend Kalorien zu versorgen. Gleichzeitig wird unser globales Lebensmittelsystem durch den Klimawandel, geo-politische Unsicherheiten und Ressourcenknappheit beeinträchtigt, was zu mangelnder Resilienz und schlechten Lebensbedingungen für Landwirte führt. Außerdem warnen Wissenschaftler vor einer steigenden Zahl ernährungsbedingter Erkrankungen auf der einen Seite und vor anhaltender Mangelernährung auf der anderen Seite.

Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion stehen im Mittelpunkt vieler globaler Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsherausforderungen. Sie ziehen sich durch alle 17 globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Die Probleme – von der Bodengesundheit bis zur öffentlichen Gesundheit – sind komplex und miteinander verbunden und können nicht allein durch die Betrachtung von Lebensmittelproduktion oder -konsum gelöst werden.

Es gibt einen sehr dringenden Bedarf diese Bedrohungen aus drei Perspektiven zu betrachten – es geht um Gesundheit, um Gerechtigkeit und es geht um das Klima auf unserem Planeten. Wir müssen eine Neugestaltung unseres gesamten Lebensmittel- und Landwirtschaftssystems vorantreiben, sodass es produktiver, nachhaltiger, nahrhafter und widerstandsfähiger wird, mit einer stärkeren Verbindung zwischen Lebensmittelproduktion und -konsum. Jeder Mensch sollte Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln haben, während wir die Umwelt schützen und die Bedingungen für Produzenten und Lieferanten verbessern. Dies erfordert nachhaltige Führungsstrategien und einen klaren Handlungsrahmen von der Produktion bis zum Konsum.

Die Lebensmittelindustrie verursacht etwa 25% der gesamten CO2 Menge und ist damit einer der Hauptverursacher für den Klimawandel. Für die Bereitstellung von Ackerfläche und Weidefläche roden wir Wälder ab, die wir so dringend brauchen, weil Bäume CO2 in Sauerstoff umwandeln können, und gleichzeitig verschwenden wir gigantische Mengen an Lebensmitteln. Schätzungsweise 40% der produzierten Kalorien werden verschwendet. Diese Lebensmittel verrotten und geben wieder Unmengen an Treibhausgasen frei. Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, wäre es der drittgrößte CO2-Emitten der Welt!

Die gute Nachricht ist, dass wir heutzutage über das Wissen und die Technologien verfügen, Lösungen für diese Probleme zu liefern. Wie könnten mit den Ackerflächen, die wir auf diesem Planeten haben, eine weit größere Weltbevölkerung ernähren und wir könnten unsere Lebensmittelverschwendung drastisch reduzieren. Die Tatsache ist aber, dass wir dieses Wissen und das damit verbundene Potential noch nicht im vollen Umfang nutzen und wir setzen unser Wissen nicht in dem Tempo um, in dem wir es müssten, um das im Pariser Abkommen verankerte Ziel, die Welterwärmung auf unter 1,5° Celsius zu begrenzen, zu erreichen. 

Und das bringt mich wieder zu meiner Ungeduld! Wenn man so ungeduldig ist wie ich, und die Lösungen so einfach scheinen, dann will man handeln. Ich habe Green Food Planet gegründet, um die Lebensmittelindustrie auf einem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz zu unterstützen. Für Lebensmittel, die unseren Planeten nicht belasten. 

Mit Green Food Planet setze ich mich aber auch für eine faire Lebensmittelindustrie und eine gerechte Verteilung von Lebensmitteln ein.

Weltweit gehen 800 Millionen Menschen hungrig zu Bett, und 2 Milliarden Menschen fehlen die notwendigen Nährstoffe für ein gesundes Leben. Gleichzeitig sind 1,9 Milliarden Menschen übergewichtig oder fettleibig, und wir stehen vor einer globalen Epidemie von Typ-2-Diabetes und anderen ernährungsbedingten Krankheiten.

Die Ineffizienz tierischer Lebensmittel ist enorm, denn in Abhängigkeit von der Tierart müssen 4 – 7-mal so viele Kalorien verfüttert werden, um nur eine Kalorie in Form von tierischen Lebensmitteln herzustellen. Das bedeutet, dass Tiere mehr Kalorien in Form von Futter benötigen, um eine bestimmte Menge an Fleisch zu produzieren, als wenn Menschen die Pflanzen direkt essen würden. Natürlich ist das sehr vereinfacht dargestellt, und die Frage nach der Effizienz in der Tierhaltung ist deutlich komplexer, aber dennoch kann man sagen, dass wir viel mehr Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen könnten, wenn wir auf den Ackerflächen Lebensmittel statt Futtermittel anbauen würden.  

Wir, die in Teilen der Erde leben, in dem täglich ein voller Teller eine Selbstverständlichkeit ist, sollten mal einen genaueren Blick auf unsere Teller werfen und uns fragen, wie gesund und wie nachhaltig das von uns gewählte Essen eigentlich ist. Denn eine Ernährung, mit einer Fülle an pflanzlichen Lebensmitteln, ist nicht nur gut für uns, sondern sie verursacht auch deutlich weniger Schaden entlang der gesamten Wertschöpfungskette und ist somit auch ein entscheidender Schritt, zu einer gerechteren Verteilung von Lebensmitteln auf der ganzen Welt.

 

Die Rolle der Lebensmittelindustrie in der Nachhaltigkeit

Wir müssen bei der Diskussion um Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit auch die Lebensmittelindustrie in die Pflicht nehmen. Hersteller von Lebensmitteln müssen sich mit dem Einfluss des eigenen Portfolios auf unser Klima beschäftigen und wir müssen fordern, dass alle Lebensmittelhersteller einen Plan entwickeln, wie sie den von ihren Produkten verursachten Schaden reduzieren wollen. Eine Nachhaltigkeitsstrategie in der Lebensmittelindustrie ist entscheidend, um das defekte Lebensmittelsystem zu reparieren. Lebensmittelunsicherheit und -knappheit ist ein wachsendes Problem, und es ist an der Zeit, dass Lebensmittelhersteller Verantwortung übernehmen.

Und auch der Gesetzgeber spielt hier eine entscheidende Rolle. Einzelne Regierungen und öffentliche Stellen wie die Weltgesundheitsorganisation reagieren auf das defekte Lebensmittelsystem mit einer Reihe von Maßnahmen, einschließlich verschiedener Besteuerungsprotokolle; Werbe-, Etikettierungs- und Verkaufsbeschränkungen sowie Kampagnen zur Sensibilisierung und Verhaltensänderung der Verbraucher. 

Das sind alles Schritte in die richtige Richtung und es ist sicherlich der richtige Weg zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem, aber das geht jemandem, der so ungeduldig ist wie ich, nicht schnell genug. Mit Green Food Planet will ich die Lebensmittelindustrie unterstützen, eigene Maßnahmen zu ergreifen, die zu einem gerechteren, nachhaltigeren Lebensmittelsystem führen. 

 

Green Food Planet: Ein Schritt in Richtung nachhaltigere Zukunft

Wer im Lebensmittelsystem tätig ist, weiß, dass es Geduld erfordert, damit aus einem Samen eine Pflanze (Obst, Gemüse, Getreide, etc.) entstehen kann. Und als ein Ungeduldiger Mensch habe ich oft zu hören bekommen, dass Geduld eine Tugend sei, und ich habe es mit zu Herzen genommen und damit auch immer gegen meine eigene Persönlichkeit angearbeitet. 

Wenn es jedoch um das Tempo geht, mit dem wir aktuell versuchen, unser defektes Lebensmittelsystem zu reparieren, dann werde ich sehr ungeduldig und ich bin fest davon überzeugt, dass noch viel mehr Menschen ungeduldig werden sollten. Denn durch diese Ungeduld und die damit verbundene Unzufriedenheit, entsteht der Wunsch nach Veränderung! Eine Veränderung, die so dringend nötig ist. Wir brauchen mutige Führungskräfte in der Lebensmittelindustrie, die den Mut haben, sofort etwas in unserem Lebensmittelsystem zu verändern. Wir haben keine Zeit mehr geduldig zu sein! 

Ich mache mich mit Green Food Planet jetzt auf eine Reise, auf der ich Lebensmittelhersteller unterstützen möchte, gemeinsam Wege zu finden, die uns schneller zurück zu einem Lebensmittelsystem bringen, dem jeder vertrauen kann. Damit alle Menschen auf der Welt Zugang zu Lebensmitteln haben die gut schmecken, die gesund sind und die unser Klima nicht belasten. 

Ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf der Reise begleitet, denn wir können alle einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. 

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